Tempo 30 in Lohn-Ammannsegg


Wir haben am 29.11.2020 über einen Kredit abgestimmt, um die Geschwindigkeit auf unseren Quartierstrassen und auf den zentralen Abschnitten von Schulhausstrasse und alter Bernstrasse auf 30km/h zu begrenzen. Leider hat dies eine klare Mehrheit abgelehnt.
Mit Tempo30 würden Sicherheit für alle und mehr Ruhe und bessere Luft in unserem Dorf gewinnen. Die Investition sind ein paar Sekunden pro Fahrt. Das bedeutet ein mehrfaches an Freiheit und Lebensqualität als der vermeintliche Verlust von Freiheit und die paar Sekunden wie ihn die Gegner ins Feld führen.
Wir bleiben dran und werden weiterhin versuchen Tempo30 – vieleicht halt in einer anderen Form- oder andere Massnahmen zur Gewinnung von mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität auf unseren Strassen zum Erfolg zu verhelfen.

Die SP Lohn-Ammannsegg hat für den Kredit zur Umsetzung von Tempo 30 in Lohn-Ammannsegg die JA-Parole beschlossen.

 

Die überparteiliche Interessengemeinschaft „pro Tempo 30“ ist hat intensiv gearbeitet und hat die zahlreichen Argumente im Notabene-Artikel und in einem Flyer zusammengetragen.

 

Nachfolgend fassen wir die wichtigsten Argumente dafür zusammen und liefern die Antworten auf die Argumente der Gegner und einige Links zu Artikeln von Stellen und Organisationen, die sich auf professioneller Ebene schon lange mit Tempo 30 auseinander setzen.

 

Die Quartierstrassen gehören zum öffentlichen Raum, und diesen sollen alle entspannt nutzen können:

  • Kinder sollen gefahrlos auf den Quartierstrassen spielen können
  • Kinder auf dem ganzen Schulweg und Erwachsene – im Speziellen Senioren – sollen sich ohne Angst und nicht nur am Strassenrand im Gänsemarsch auf den Quarierstrassen aufhalten und bewegen können.
  • Velofahrer sind ohne schützende Hülle unterwegs und gewinnen mit Tempo 30 an Sicherheit. Andererseits gilt Tempo 30 auch für sie.
  • Autofahrer profitieren – v.a. rückwärts – von einer ungefährdeteren Ausfahrt aus den Grundstücken, Garagen, etc.

Das alles geht nicht ohne Rücksichtnahme der stärkeren und potentiell schnelleren Verkehrsteilnehmenden und schon gar nicht mit 50 km/h. Nehmen wir uns die paar Sekunden pro Fahrt und fahren entspannt mit einem Lächeln durch ein lebendiges Quartier.

 

Was ist der Unterschied wenn ich 30 statt 50 km/h fahre?

Während ein Auto mit Tempo 30 nach rund 21 Metern schon steht, ist ein Fahrzeug mit Tempo 50 an der gleichen Stelle immer noch mit 50 km/h unterwegs, denn der Reaktionsweg allein ist 28 Meter lang (bei nassen Strassen ist der Bremsweg noch rund 25% länger).

 

Wie wahrscheinlich ist es, als Fussgänger bei einer Kollision mit einem Personenwagen getötet zu werden?

30km/h: 10% Todesrisiko
50 km/h: 70% Todesrisiko

 

Müssen wir mit Tempo 30 wirklich warten bis ein Schulkind zu Schaden kommt?

Ganz klar nein! Diese Erfahrungen haben andere Gemeinden – auch ohne Durchgangsverkehr – schon gemacht, und so anders sind wir nun auch wieder nicht. Vorbeugen ist besser als Heilen, und Vorbeugen kostet uns ein paar Sekunden.

 

Ich fahre bereits angepasst und meist nur 30 km/h, diese Vorschrift braucht es nicht.

Super, das machen zum Glück viele!
Aber: Gesetze und Regeln braucht es meist dann, wenn nicht alle von sich aus von der Mehrheit anerkannte und angewandte Grenzen einhalten.
Dass gemäss Verkehrsdatenerfassung vom Frühling 2019 85% der AutofahrerInnen zwischen 37 und 51 km/h gefahren sind zeigt, dass sich die Mehrheit an die aktuellen Regeln hält. 15% fahren aber schneller, z.B:

  • 225 Autos pro Tag auf der Schulhausstrasse (Einmündung Stöcklistrasse) über 50 km/h,
  • 36 Autos pro Tag auf der Oberwaldstrasse über 50 km/h, 
  • 83 Autos pro Tag auf der Badstrasse (knapp oberhalb des Dorfplatzes) über 48 km/h
  • 22 Autos pro Tag auf der Friedhofstrasse (zwischen MZH und Kindergarten!) über 43 km/h

Und auf den Strassen wo die V85 zwischen 36 und 41 km/h liegt (mit 40km/h gerechnet) das Todesrisiko immer noch 25% über Tempo 30 oder der Anhalteweg beträgt immer noch gut 30m. Auch hier fährt das Auto dort, wo es mit Tempo 30 schon stehen würde, immer noch mit 40km/h!

 

Wieviel länger braucht der Bus bei Tempo 30?

Die Strecke für welche auf Schulhausstrasse und alter Bernstrasse Tempo 30 gelten soll ist ca. 680m. Mit konstantem Tempo 50 würde die Durchfahrt  49 Sekunden dauern, mit 40 km/h 61 Sekunden, mit 30km/h 82 Sekunden. Der Bus fährt jetzt mit maximal ca. 40 km/h durch und muss bei den Haltestellen, beim Dorfplatz Lohn und u.U. bei den Fussgängerstreifen zusätzlich abbremsen. Eine Fahrt ohne Halt bei den Haltestellen dauert so ca. 67 Sekunden, mit 2 Halten ca. 112 Sekunden. Unter der Annahme, dass der Bus auf maximal der halben Strecke wirklich rund 40 km/h fährt, würde er ca. 10 Sekunden verlieren. Dies kann nicht ernsthaft als wesentliche Einschränkung bezeichnet werden.
Auch die BSU rechnet mit ca. 15 Sekunden längerer Fahrtdauer.

 

Wie schnell dürfen Rettungskräfte im Tempo 30 Zonen fahren?

Nach Artikel 100 Absatz 4 SVG kann der Fahrzeugführer eines vortrittsberechtigten Fahrzeugs mit der gebotenen Sorgfalt auch von Geschwindigkeitsvorschriften abweichen:

Missachtet der Führer eines Feuerwehr-, Sanitäts-, Polizei- oder Zollfahrzeugs auf dringlichen oder taktisch notwendigen Dienstfahrten Verkehrsregeln oder besondere Anordnungen für den Verkehr, so macht er sich nicht strafbar, wenn er alle Sorgfalt walten lässt, die nach den Umständen erforderlich ist. Auf dringlichen Dienstfahrten ist die Missachtung nur dann nicht strafbar, wenn der Führer zudem die erforderlichen Warnsignale abgibt; die Abgabe der Warnsignale ist ausnahmsweise nicht erforderlich, wenn sie der Erfüllung der gesetzlichen Aufgabe entgegensteht. Hat der Führer nicht die Sorgfalt walten lassen, die nach den Umständen erforderlich war, oder hat er auf dringlichen Dienstfahrten nicht die erforderlichen Warnsignale abgegeben, so kann die Strafe gemildert werden.

Mit Blaulicht und Sirene dürfen Rettungskräfte also auch schneller als 30 km/h fahren wenn eine entsprechende Dringlichkeit vorliegt. Sie müssen so oder so ihre Geschwindigkeit den Verhältnissen anpassen.

 

Was sind die neuralgischen Stellen ausser dem Kindergartenbereich?

Die finden sich an fast allen Keuzungen, rund ums Alters- und Pflegeheim, beim Dorfplatz Ammannsegg, …. ! Die vorgeschlagene Lösung ist bereits ein Kompromiss. Die einfachste und günstigste Lösung wäre eine wirklich flächendekende Einführung von Tempo 30. Dafür wäre nur die Hälfte der Tempo 30 Signalisaitonen notwendig.

 

Müssen mit Tempo 30 die Fussgängerstreifen aufgehoben werden?

In der „Verordnung über die Tempo-30-Zonen und die Begegnungszonen“ steht im Artikel 4, Absatz 2 folgendes:
Die Anordnung von Fussgängerstreifen ist unzulässig. In Tempo-30-Zonen dürfen jedoch Fussgängerstreifen angebracht werden, wenn besondere Vortrittsbedürfnisse für Fussgänger dies erfordern, namentlich bei Schulen und Heimen.

Im Übrigen sind Schulhausstrasse und Alte Bernstrasse nicht in einer Tempo30-Zone sondern eine Hauptverkehrsachse mit reduzierter Geschwindigkeit.

Der Gemeinderat will alle vorhandenen Fussgängerstreifen bestehen lassen.

Muss auf Schulhausstrasse und alter Bernstrasse Rechtsvortritt eingeführt werden?

Da sich Schulhausstrasse und Alte Bernstrasse nicht in einer Tempo30-Zone befinden sondern eine Hauptverkehrsachse mit streckenweise reduzierter Geschwindigkeit sind, werden die aktuellen Vortrittsregelungen beibehalten.

 

In unserem Dorf gibt es weder Durchgangs- noch Fluchtverkehr, Tempo 30 ist daher gar nicht nötig.

Die allermeisten Strassen der Dörfer in der Umgebung mit Tempo 30 sind in der gleichen Situation. Wie die Messungen zeigen, gibt es auch Einheimische die mit 40 bis 50km/h unnötige Gefährdungen für den Langsamverkehr in Kauf nehmen.

 

Tempo 30 schiesst am Ziel vorbei bzw. trifft die Falschen.

Falsch: Tempo 30 reduziert real existierende Gefahren für ALLE Fussgänger und Velofahrer markant.
Tempo 30 „trifft“ niemanden: mit Tempo 30 „verliert“ man max. 30 Sekunden (bezogen auf die maximal 800m bis zur nächsten 50er-Strecke und 50 km/h auf der ganzen Strecke). Berchnet man dies auf durchschnittlich 400 m und realistischere 40km/h so sind es noch 12 Sekunden!

 

Welche Gemeinden aus der Umgebung haben bereits Tempo 30 eingeführt?

flächendeckend (in Quartieren):
Derendingen, Feldbrunnen-St. Niklaus, Gerlafingen, Lüsslingen-Nennigkofen, Subingen, Zuchwil, Bätterkinden, Utzenstorf, Wiler, Fraubrunnen (Dorf), Lyssach (auch auf der Durchgangsstrasse)

teilweise:
Aeschi, Bettlach, Biberist, Flumenthal, Grenchen, Langendorf (befristet), Luterbach, Obergerlafingen, Oekingen, Riedholz, Solothurn, Zielebach

Begegnungszonen (teilweise):
Bettlach, Biberist, Derendingen, Flumenthal, Grenchen, Halten, Selzach, Solothurn

 

Welche zusätzliche, bauliche Massnahmen findet man in den umliegenden Gemeinden?

  • Feldbrunnnen: Kopfstein-Zonen um zwei Quartier-Kreuzungen
  • Derendingen: Pflanzkübel auf einer Wohnstrasse mit Tempo 20
  • Solothurn: vertikale Versätze um Kreuzungen und Bäume im Wildbachquartier (u.a. Verhinderung von Schleichverkehr)
  • Biberist: Berliner Kissen auf der Bühlstrasse im Birchi-Quartier (zum Bremsen des Durchgangs-Verkehrs)
  • vor allem in grösseren Gemeinden sind z.T. blaue Parkplätze markiert
  • Bellach hat umfangreiche bauliche Massnahmen umgesetzt ohne jedoch Tempo 30 zu signalisieren

Dies sind sehr vereinzelte Massnahmen, meist in für uns nicht zutreffenden besonderen Situationen.
Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die grosse Mehrheit an Regeln und Gebote hält und keine weitern Massnahmen notwendig sind.

Der Behauptung der Gegner, zusätzliche teure, bauliche Massnahmen seien unumgänglich, ist damit klar widersprochen!

 

Links zu Infos und Broschüren zu Tempo 30

VCS: Tempo 30 im Ortszentrum

Astra-Broschüre: Verkehrsberuhigung innerorts

Faktenblatt kurz des Bafu Lärmreduzierende Wirkung von Tempo 30

Faktenblatt des Bafu Lärmreduzierende Wirkung von Tempo 30

Bafu – Lärmreduktion durch Geschwindigkeitsreduktion

Masterarbeit Uni Bern: „Tempo 30 innerorts –eine Analyse mit Fokus auf Kanton Solothurn“

bfu-Broschüre „Physik im Strassenverkehr“

Verordnung über die Tempo-30-Zonen und die Begegnungszonen

 

Und übrigens: noch besser ist gar nicht vorhandener Verkehr … gibt es Fahrten die nicht nötig sind? oder wo ich trotz den Steigungen das Velo nehmen kann? oder investiere ich ein paar Minuten in eine ÖV-Fahrt die ich bei der ersparten Parkplatz-Suche wieder einspare?